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Diabetes – Neumanifestationsphase und Stagnierungsphase

Nathalie Gutbrod ist Mentalcoach für Diabetiker, Autorin und Inhaberin der Firma Dia & I. Sie hilft Diabetikern in ihrer Praxis in verschiedenen Phasen die Leichtigkeit und die Freude am Leben nicht zu verlieren oder wieder zu entdecken.

In diesem Artikel beschreibt sie die 7 Phasen, die ein Mensch mit Diabetes durchläuft, bis er seine Erkrankung als Teil des Lebens annehmen kann. Die zwei bedeutendsten Phasen hebt sie hervor.

 

Diabetes – Neumanifestationsphase und Stagnierungsphase

In meiner Praxis begleite ich, als Mentalcoach, seit vielen Jahren Diabetiker und deren Angehörige.

Das Ziel meiner Arbeit ist es, Diabetikern und Typ F’lern Wege und Möglichkeiten zu zeigen wie Sie  trotz der Erkrankung ein Leben in Leichtigkeit und Lebensfreude leben können. Bis die Diabetiker und Typ F’ler aber an diesem Punkt angekommen sind, durchlaufen Sie verschiedene Phasen. Aufgrund meiner langjährigen Praxiserfahrung  habe ich das 7-Phasen Modell entwickelt, das speziell auf Diabetiker und Typ F’ler zugeschnitten ist. Jede Phase baut auf die nächste auf, wie lange eine solche Phase dauert ist abhängig vom einzelnen Menschen.  Abhängig davon, in welcher Phase sich mein Klient befindet greife ich auf verschiedene bewährte und von mir weiterentwickelten Methoden zurück, um meinem Klienten den Übergang in die nächste Phase ermöglichen.

Die meisten meiner Klienten finden in Phase 1  (Neumanifestations- und Schockphase) oder in Phase 4 ( Stagnierungsphase )den Weg in meine Praxis, deshalb werde ich über diese beiden Phasen näher eingehen.

Das 7- Phasen Modell eines Diabetikers bzw. Typ F‘lers

  1. Neumanifestations- und Schockphase
  2. Informationsphase
  3. Ernüchterungsphase
  4. Stagnierungsphase
  5. Akzeptanzphase
  6. Umorientierungsphase
  7. Neuausrichtungsphase

Heute werde ich etwas über die Phase 1 und die Phase 4 schreiben, denn meist finden meine Klienten in einer dieser beiden Phasen den Weg in meine Praxis.

Neumanifestations- und Schockphase

Die erste Zeit nach der Diagnose ist ein Schock. Man will nicht wahrhaben, dass man jetzt mit einer chronischen Erkrankung leben soll. Man möchte auch nicht wahrhaben, dass man dies Leben von nun an dem Diabetes unterordnen soll! Die gute Nachricht ist: Das muss man auch nicht! Denn auch wenn es sich in den ersten Tagen oder Monaten so anfühlt, als ob der Diabetes nun die Oberhand über das eigene Leben gewonnen hätte, so trügt dies Gefühl! Denn wer ist der Boss in Ihrem Leben? Sind Sie das oder ist es der Diabetes? Sie sind es! Allerdings kann es ein Weilchen dauern, bis Sie sich als Boss Ihres Diabetes fühlen und auch so leben. Das bedeutet, Sie stehen ganz am Anfang ihres Wegs in ein selbstbestimmtes Leben mit Diabetes. Zu diesem Zeitpunkt haben Angst, das Primat des Nichtwahrhabenwollens, Hilflosigkeit und die große Frage nach dem „Warum ausgerechnet Ich?“ noch die Oberhand über das Fühlen und Denken der Klienten. Auch sind sie oft voller Zorn und Panik und brauchen jemanden, dem sie das alles vor die Füße werfen können, damit er hilft, es zu sortieren. In dieser ersten Phase mit Diabetes ist es sehr wichtig, dass die Betroffenen ihre Emotionen nicht in sich hineinfressen, sondern über alles Bedrückende sprechen können, dass sie sich –auf gut Deutsch – auskotzen können. In dieser Phase ist alles absolut in Ordnung. Alle Gefühle und Gedanken dürfen auftreten. Sie sind wichtig und sie sollten nicht weggedrückt werden. Emotionen wie Angst, Wut, Hoffnungslosigkeit, Trauer, Hilflosigkeit, Scham … jedes Gefühl darf präsent sein und eines ist mir ganz wichtig, an dieser Stelle zu sagen: Verurteilen Sie sich nicht für diese Gefühle! Meine Aufgabe ist es, den Neu-Diabetikern Sicherheit und Ruhe zu vermitteln. Während der Coachings setzen sich die Klienten bewusst mit der neuen Situation auseinander und entwickeln Wege, ihr kraftvoll zu begegnen. Der Erkrankung kraftvoll zu begegnen, ist in dieser Phase das Wichtigste, denn die eigene Kraft schafft das Fundament für den kompletten Weg, der nunmehr vor einem liegt. Den meisten meiner Klienten hilft es auch, täglich aufzuschreiben, was in ihnen vorgeht, jeden Tag zu reflektieren, welche Gefühle und Gedanken auftauchen. Oft hat man das Gefühl, es geht nichts voran, man steckt fest, fühlt sich gefangen in einer Spirale aus negativen Emotionen und Gedanken – doch das stimmt nicht. An jedem Tag geht es kleine Schritte voran, auch wenn die Schritte noch so winzig scheinen. Und indem man über den Tag nachdenkt und seine Gefühle und Gedanken festhält, kann man Veränderungen feststellen. Dieses Tagebuch werte ich zu Beginn der einzelnen Coachingsessions gemeinsam mit den Klienten aus. Es ist erstaunlich, welche kleinen und manchmal auch großen Schritte die meisten von ihnen in sehr kurzer Zeit zurücklegen. Und das muss erkannt werden und auch gefeiert werden.

Stagnierungsphase

Er ist immer da. In Ihrem Hinterkopf – weil es einfach so ist! Er, das ist Ihr  24/7-, Ihr 365-Tage Job, für den Sie nicht bezahlt werden! Niemand möchte diesen Job freiwillig machen. Doch Sie haben keine Wahl. Weil Sei es tun müssen! Weil Sie sich damit am Leben halten!

In meiner Praxis begleite ich immer wieder Diabetiker die seit Jahrzehnten Diabetes haben und eigentlich super gut mit Ihrer Erkrankung umgangen sind. Doch eines Tages wird alles zuviel, Sie fühlen sich aufgrund Ihrer Erkrankung überfordert. Eingeengt. Verzweifelt. Müde. Unmotiviert konsequent seine Diabetestherapie und die Maßnahmen einzuhalten? Was natürlich die entsprechenden Konsequenzen mit sich bringt. Schwarz auf weiss zu sehen  an den Werten auf dem Blutzuckermessgerät oder am HbA1c beim nächsten Kontrolltermin.

Wenn dieser Zustand länger als einige Tage anhält, dann heisst es:

Herzlich willkommen in der Stagnierungsphase.

Was passiert jetzt? Wie geht es weiter? Was soll ich tun? Das sind einige der Fragen, die mir gestellt werden. Eine Pauschalantwort habe ich darauf leider nicht, denn oftmals gerät man in diese Stragnierungsphase weil sich die Lebensumstände ändern, oder man mit seinen aktuellen Lebensumständen unzufrieden oder überfordert ist.

Das bedeutet, befindet man sich in dieser Phase, sollte man sich die eigenen Lebensumstände, die aktuellen Denkgewohnheiten, die eigenen Glaubenssätze anschauen.

Diese Phase ist kein Weltuntergang und jeder Diabetiker kennt sie. Das wichtigste ist, zu akzeptieren dass es jetzt so ist wie es ist. Und sich nicht dagegen zu wehren. Denn sich gegen die Überforderung, gegen die Verzweiflung oder die Ablehnung gegenüber der Stagnierung zu wehren verbraucht sehr viel Energie. Energie, die man in diesen Phasen aber mehr denn je benötigt um aus der Stagnierung wieder herauszukommen.

Das bedeutet, am Anfang steht die Akzeptanz. So ist es jetzt! Punkt. Und schon befinden sie sich in der Akzeptanzphase. Dann kann man Kraft schöpfen und wieder nach vorne schauen. Schritt für Schritt raus aus der Verzweiflung, der Ablehnung, der Überforderung. Dieser Schritt REIN in die Akzeptanz hört sich so leicht an. Leider ist es das aber oft nicht. Aber es ist möglich. Es ist machbar. Es ist ein sehr wichtiger Schritt der vollzogen werden muss, um wieder in seine eigene Kraft zu kommen, in seine Lebensfreude – trotz Diabetes.