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Umstellung von Pen auf Pumpe

Drei Erfahrungsberichte zur Umstellung von Insulin-Pen auf -Pumpe.

Wenn man sich überlegt, ob man vom Insulin-Pen auf eine -Pumpe umsteigen sollte, spricht man selbstverständlich mit seinem Diabetologen darüber. Das ist gut und notwendig. Vielleicht geht man auch zur Diabetesberaterin, um mit ihr darüber zu sprechen. Oder man sucht den Austausch in einer Selbsthilfegruppe. Schließlich gilt es, einige Überlegungen anzustellen, z.B.:

  • welche Vorteile / Nachteile bringt es mit sich
  • wie könnte es sich in der Praxis anfühlen
  • welche Fragen sollte ich meinem Arzt stellen

 

Wir haben uns gedacht, dass ein paar Erfahrungsberichte hilfreich sind, um die eigenen Gedanken zu prüfen und ggfs. zu ergänzen. Deshalb haben wir nachfolgend drei verschiedene Perspektiven zusammengetragen, die Sichtweise

  1. einer Mutter über die Umstellung ihres Kindes
  2. einer jungen Erwachsenen
  3. einer Diabetesberaterin

 

Insulin-Pumpe im Einsatz

1. Unser Umstieg vom Pen zur Pumpe

Als mein Sohn mit 5 Jahren Diabetes bekommen hat, wurde er auf Pentherapie eingestellt. Das Spritzen mit zwei Pens, einer fürs Basalinsulin und der andere für die Boli, klappte sehr gut, und nach einigen Monaten begann mein Sohn, das Spritzen selbst zu übernehmen. Ich weiß noch, wie stolz er war, dass er sich nun ganz alleine Insulin verabreichen kann. Wir blieben 3 Jahre bei dieser Therapieform.  

Irgendwann kam der Punkt, an dem mein Sohn bei anderen Kindern die Vorteile der Pumpe für sich entdeckte und beschloss, ebenfalls auf die Pumpe zu wechseln. Anfangs hatten wir Eltern noch Sorge, ob der Schlauch und die Pumpe ihn im Alltag stören würde. Doch natürlich haben wir seine Entscheidung unterstützt und uns intensiv mit den verschiedenen Pumpen, ihren Vor- und Nachteilen und der Konnektivität zu CGM-Geräten auseinandergesetzt. Unser Diabetesteam war hierbei eine tolle Unterstützung.   

Zur stationären Pumpeneinweisung ging es nach Bad Mergentheim. Wir haben uns sehr gut betreut gefühlt, und mein Sohn wurde großartig eingebunden, um mit seinen 8 Jahren selbständig die Handhabe der Pumpe, das Aufziehen des Reservoirs und das Setzen des Katheters durchzuführen. Der Schlauch war für ihn absolut kein Problem und auch nicht, die Pumpe ständig am Körper zu tragen.  

Heute, zwei Jahre später, habe ich meinen Sohn gefragt, was er an seiner Pumpe am Besten findet: nicht mehr jeden Tag und mehrmals spritzen zu müssen, einen Bolus schnell und unkompliziert in der Öffentlichkeit abgeben zu können und immer mitessen zu dürfen, auch spontan, sind für ihn die wichtigsten Vorteile.  

Als Eltern schließen wir uns da an und ergänzen noch um unseren größten Bonus: ruhigere Nächte. Seit der Pumpe sind das nächtliche Aufstehen und die damit verbundenen Alarme deutlich weniger geworden. Generell sind unsere Ängste rund um den Diabetes und Unterzuckerungen weniger geworden.  Auch weil unser Sohn mit der Pumpe selbständiger geworden ist. Sehr gewissenhaft gibt er seine Boli ab, hat Routine mit seinem Diabeteshandling entwickelt, und wenn doch mal was vergessen wurde, dann „hilft die Pumpe mit“. Dadurch fällt es auch uns leichter loszulassen. 

Einen Pen haben wir trotzdem sicherheitshalber bei jedem Ausflug/Urlaub mit dabei, und er gibt uns die Sicherheit, im Notfall schnell Insulin geben zu können und uns dann um bspw. einen verstopften/abgerissenen Katheter zu kümmern, was jedoch bis jetzt selten passiert ist. 

Autorin: Anica Towae, Vorstandsmitglied DBW und Diabetes Guide DDF

2. Erfahrungsbericht zur Umstellung von Pen zur Pumpe

Seit nun mehr als einem Jahr trage ich eine Insulinpumpe mit passendem AID-System. Doch der Weg bis dahin war lang, es mussten viele Entscheidungen getroffen werden. Ich habe mir sehr, sehr viele Gedanken darüber gemacht.

Mittlerweile lebe ich mit meinem Diabetes 11 Jahre. Ich habe mir die ersten Jahre über das Thema Insulinpumpe keine Gedanken gemacht. Vor ein paar Jahren wurde mein Interesse immer größer. Aber erst die Entscheidung für meine berufliche Zukunft hat mich ermutigt, mich auf das Abenteuer Insulinpumpe einzulassen.

Zunächst bestand nur ein kleines Interesse. Mit dem Pen war ich zufrieden. Mein Diabetesberater hat mich über das Thema aufgeklärt, hat mir die nötigen Info-Materialien gegeben. Dennoch hatte ich viele Fragen… Fragen zu den unterschiedlichen Systemen, zur Therapie, zur Technik, etc., welche mir von meiner Diabetologin und meinem Diabetesberater beantwortet werden konnten. Einige Fragen konnten mir jedoch nicht beantwortet werden… Wie fühlt es sich an eine Pumpe zu tragen? Bin ich im Alltag eingeschränkt? Kann ich mit einer Pumpe Sport machen? Was denkt mein Partner über eine Pumpe? Wie fühlt es sich an, im Schwimmbad eine Pumpe zu tragen? Fragen, die mir nur jemand beantworten kann, der selbst eine Pumpe trägt. Gespräche mit Betroffenen in meinem Umfeld, Erfahrungsberichte auf Diabetes-Blogs und sozialen Medien haben mir dabei sehr geholfen, Antworten auf meine Fragen zu finden.

Als ich die Entscheidung getroffen hatte, meine Diabetestherapie von Insulin-Pen auf Insulinpumpe umzustellen, stand ich vor der Wahl, welches Modell bzw. welche Technik für mich geeignet wäre. Ich wollte diese Entscheidung, für eine Insulinpumpe die 4 Jahre mein Wegbegleiter sein wird, nicht leichtfertig treffen.

Ich habe hier ein paar Gedanken für euch, dir ihr euch machen solltet, bevor ihr euch für eine Insulinpumpe entscheidet (dies ist keine vollständige Liste, die Aufzählung soll nur zur Anregung dienen):

  • Pumpe mit oder ohne Schlauch?
  • Welchen Glukosesensor möchte ich nutzen?
  • Welche Funktionen sind mir bei einer Pumpe wichtig?
  • Wie wird die Pumpe gesteuert? Direkt an der Pumpe, über eine App oder über ein separates Handset?
  • Möchte ich eine Pumpe, die über eine klassische Basalrate läuft oder möchte ich ein System, das selbstständig lernt und die Basalrate anpasst?
  • Welche Systeme sind aktuell auf dem Markt? Gibt es in der nächsten Zeit ein neues Modell?
  • Lasst euch die verschiedenen Pumpenmodelle zeigen, nehmt sie in die Hand. Schaut euch die Größe, das Gewicht und auch das Design an.
  • Vielleicht hast du ja die Möglichkeit, eine Pumpe probe zu tragen. Frag am besten bei deiner Diabetespraxis nach.

Mir persönlich war es wichtig, dass die Pumpe klein und handlich ist. Ich wollte, dass die Pumpe, wenn ich ein Kleid trage oder Sport mache, auch ganz einfach im BH Platz findet. Auch das Design war mir wichtig. Außerdem wollte ich nicht noch ein zusätzliches Gerät mit mir herumtragen, sodass ich mich für eine Pumpe entschied, die sich direkt bedienen lässt. Einen Glukosesensor trug ich seit mehreren Jahren. Als ich mich für eine Insulinpumpe entschied, wechselte ich das Sensor-Modell. Da ich Pumpen-Anfängerin war, war es mir erstmal nicht so wichtig, welche Technologie hinter dem System steckt.

Ich entschied mich, die Einstellung der Pumpentherapie in der Diabetesklinik in Bad Mergentheim zu machen. Ich habe davon sehr profitiert. So hatte ich die Möglichkeit, mich komplett auf mich selbst zu konzentrieren. Faktoren konnten von Tag zu Tag angepasst werden, verschiedene Aktivitäten konnten ausprobiert werden, Alltagssituationen wurden besprochen. Das Zusammensein und der enge Austausch mit anderen Betroffenen haben sehr geholfen. Aus ein paar dieser Betroffenen sind Freunde geworden, die ich nicht mehr missen möchte. Gerade bei einer Umstellung von Pen auf Pumpe, würde ich einen stationären Aufenthalt empfehlen. Eine ambulante Pumpeneinstellung ist auch möglich, sprecht aber hier auch mit eurer Diabetologin/eurem Diabetologen. Bei einer Pumpenumstellung, ist sowohl ein stationärer Aufenthalt als auch eine ambulante Einstellung möglich.

Die ersten Tage nach der Diabetesklinik waren sehr aufregend. Denn der Klinik-Alltag hat sich nicht einfach auf den normalen Alltag übertragen lassen. Man isst anders, man bewegt sich anders, plötzlich kommen Stress, Periode, Erkältung dazu… In engem Kontakt zu meiner Diabetologin und meinem Diabetesberater, konnte meine Therapie in kurzer Zeit auf meinen Alltag angepasst werden. Von Zeit zu Zeit gab und wird es immer wieder Situationen geben, die eine Anpassung der Therapie erfordern. Beispielsweise wenn sich Wochentage und Wochenende voneinander unterscheiden, eine Anpassung beim Sport/Urlaub/Periode, Veränderung der Alltagsaktivität, uvm.

Meine Insulinpumpe hat mich die vergangenen 16 Monate begleitet. Rückblickend war für mich der Umstieg von Pen auf Pumpe eine Erleichterung des Alltags und Stabilisierung des Blutzuckers. Das muss es aber nicht für jeden bedeuten.

Bei Fragen wendet euch gerne an den DBW, wir versuchen, euch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Autorin: Maike Emmerling, Diabetesberaterin DDG

3. Umstellung von Pen zu Pumpe aus der Sicht einer Diabetesberaterin 

Die Umstellung von einer intensivierten Insulintherapie, also von einer Pen-Therapie, zu einer Insulinpumpentherapie sollte gut durchdacht werden. Sie kann in einigen Fällen eine Verbesserung der Diabeteseinstellung bringen. Natürlich ist es individuell vom Patienten abhängig, ob eine Pumpentherapie geeignet ist oder nicht. Folgendes bezieht sich auf die Erwachsenendiabetologie. In der Kinderdiabetologie gelten andere Voraussetzungen, mit einer Pumpentherapie zu beginnen.

Einige denken, eine Insulinpumpe ist die ultimative Lösung für das Diabetesmanagement… Sie würde schon alles automatisch machen, und man müsse sich selbst nicht mehr um den Diabetes kümmern. Aber: eine Insulinpumpe ist nur so gut wie ihr Bediener! Wer sich nicht mit dem Diabetes beschäftigt, nicht richtig kümmert, für den ist eine Pumpentherapie nicht geeignet.

Der Weg zur Pumpentherapie kann langwierig sein. Ihr Diabetes-Team wird ihnen helfen, eine geeignete Insulinpumpe für sie zu finden. Jede Pumpe hat ihre eigene Technologie. Informieren sie sich gut, welche Technologie zu ihnen und ihrem Lebensstil passt. Es gibt Pumpen mit Schlauch und auch ohne. Die meisten sind mit einem Glukosesensor verknüpft. Anhand der gemessenen Werte können einige Pumpen lernen, die Basalrate selbst anzupassen, bei drohenden Unterzuckerungen die Insulinzufuhr zu reduzieren bzw. abzuschalten oder auch bei langanhaltend erhöhten Werten die Insulinzufuhr zu erhöhen und Korrektur-Boli abzugeben. Meine Empfehlung: Recherchieren sie im Internet. Lesen sie Erfahrungsberichte auf Diabetes-Blogs, in den sozialen Medien. Reden sie mit Diabetikern, die schon eine Pumpe tragen.

Es gibt Diabetiker, die mit einer Pumpentherapie große Erfolge haben, aber das fordert Disziplin und dass man sich selbst mit der Therapie und der Pumpe auseinandersetzt. Manche Diabetiker kommen mit einer Pen-Therapie supergut zurecht. Andere wiederum haben die Insulinpumpe hinter sich gelassen, da sie mit dieser Therapie aus unterschiedlichen Gründen nicht zurechtgekommen sind.

Letztendlich ist ein gutes Diabetesmanagement ist nicht abhängig von der Therapieform. Sie ist abhängig davon, wie der Betroffene damit umgeht.

Autorin: Maike Emmerling, Diabetesberaterin DDG

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