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Wirkt die Diabetes-Prävention bei uns?

Die Ergebnisse einer neuen Untersuchung deuten darauf hin, dass die Rate an Neuerkrankungen des T2D in Deutschland zwischen 2014 und 2019 jährlich um circa 2 % sank. Hierbei zeigten sich Altersunterschiede und auch beträchtliche regionale Unterschiede.

Senior beim Messen des Blutzuckerspiegels

Adobe Stock (Hero Images)

Die Häufigkeit des Typ-2-Diabetes (T2D) nimmt in Deutschland wie in vielen anderen Ländern in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zu. Man spricht in diesem Zusammenhang immer wieder von einer „Diabetes-Pandemie“, manche gar von einem „Diabetes-Tsunami“ und nimmt an, dass diese Entwicklung so weitergeht. Dagegen sollen Präventionsmaßnahmen diese Zunahme verhindern.  

Doch gibt es dabei auch erstaunlich positive Aspekte. So ergab die Analyse der Diabetes-Inzidenz in weiten Teilen Deutschlands zwischen 2014 und 2019 eine Besserung, das heißt, einen Abfall
der Neuerkrankungen.  

Man unterscheidet in der Wissenschaft die Prävalenz (die Häufigkeit des Vorkommens einer Krankheit) von der Inzidenz (der Anzahl der Neuerkrankungen im Verhältnis zur Bevölkerung ohne die untersuchte Krankheit). Die Prävalenz kann zunehmen, auch wenn die Neuerkrankungen weniger werden, wenn z.B. durch medizinische Maßnahmen die Lebenserwartung steigt.  

In einer kürzlich im renommierten Deutschen Ärzteblatt veröffentlichten Analyse bundesweiter Abrechnungsdaten der Vertragsärzte in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) der Jahre 2014–2019 zeigte sich, dass mit wenigen Ausnahmen die Diabetes-Inzidenzrate sank. Es erkrankten demnach jährlich durchschnittlich 2 % weniger gesetzlich Krankenversicherte neu an einem Typ-2-Diabetes. Diese Entwicklung war krankenkassenübergreifend bundesweit nachweisbar, auch in fast allen 401 Kreisen und kreisfreien Städten. Es gab allerdings auch beträchtliche Unterschiede zwischen den Kreisen, und diese blieben im untersuchten Zeitraum größtenteils bestehen. In neuen Bundesländern und im Saarland lag die Zahl der Neuerkrankungen eher über und im Nordwesten sowie Süden Deutschlands unter dem Bundesdurchschnitt von 2014. Es zeigten sich auch deutliche Unterschiede in den unterschiedlichen Altersgruppen. Stärker sanken die Neuerkrankungen in den Altersgruppen ab 60 Jahren, jedoch stiegen leider die Zahlen in der Altersgruppe von 20–39 an.  

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass in einigen Ländern mit hohen Einkommen die Neuerkrankungen an T2D seit einigen Jahren gleichbleibt oder sinkt. Ursachen für die erheblichen regionalen Unterschiede im Neuauftreten eines T2D sind vermutlich unterschiedliche Lebensumstände. Darunter versteht man „sozioökonomische Unterschiede“ wie Einkommen, Beschäftigung, Wohnort, Familienstand und andere, aber auch Umweltfaktoren wie regionale Unterschiede in der Luftschadstoffbelastung oder beim Zugang zu Grünflächen. 

Ob diese beschriebene positive Entwicklung bei den T2D-Neuerkrankungen belegen könnte, dass Präventionsmaßnahmen erfolgreich waren, kann nur vermutet werden. Denn es zeigen sich bei der aktuellen Entwicklung von wichtigen Risikofaktoren eines T2D unterschiedliche Tendenzen. So ging das Rauchen zurück, doch ist Übergewicht fast unverändert häufig und Adipositas (starkes Übergewicht) nahm sogar zu.  

Fazit:

Noch ist unklar, wie sich die COVID-19-Pandemie und deren Folgen auf das künftige Neuauftreten von T2D auswirken wird. Bisher sieht es so aus, dass sich das Risiko für T2D infolge einer COVID-19-Erkrankung erhöhen könnte. Und die gute Nachricht darf uns nicht dazu veranlassen, unsere weiteren Bemühungen zur effektiven Prävention von T2D zu vernachlässigen. Jede einzelne Person kann frühzeitig etwas gegen ihr persönliches Diabetesrisiko tun. Der Diabetes-Risiko-Test (FINDRISK) hilft dabei. Die Entwicklung sollte weiter beobachtet und die Ursachen weiter erforscht werden, um die großen altersbezogenen und regionalen Unterschiede zu überwinden.

Autor: Dr. Albrecht Dapp, Diabetologe DDG

Quelle: Räumlich-zeitliche Trends der Inzidenz des Typ-2-Diabetes in Deutschland, Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 173-9; DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0405
Link zum Deutschen Ärzteblatt: https://www.aerzteblatt.de/archiv/230250/raeumliche-zeitliche-trends-der-inzidenz-des-typ-2-diabetes-in-deutschland