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Schwangerschaft mit Diabetes Typ 1 - Das erste und zweite Trimester

Nachdem uns Valentina im Teil I von Ihrem Wunsch bzw. Weg zu Schwangerschaft mit Diabetes berichtet hat, erzählt sie uns heute vom ersten und zweiten Trimester.

Foto: Valentina

Foto: Valentina

Das erste und zweite Trimester

In dieser Schwangerschaft blieb ich von allen üblichen Schwangerschaftsbeschwerden verschont. Ich hatte keine Übelkeit, mit der Müdigkeit konnte ich gut umgehen, auch Stimmungsschwankungen blieben (bis zum letzten Tag) aus, und ich hatte kaum Gelüste.

In den ersten 12 Wochen hatte ich aber durchaus viele Unterzucker. Klar, es war Hochsommer und in dieser Zeit neige ich sowieso zu niedrigen Werten, aber ich bin teilweise auf 30mg/dl gerutscht und kam von dort nur schwer weg. Im Urlaub habe ich ein ganzes Snickers ohne Bolus gegessen und obwohl ich mehrere Stunden ohne Pumpe am Strand lag, stiegen meine Werte nicht an. Es war natürlich ganz schön, dass ich mich für einige Wochen fühlen konnte, als gäbe es den Diabetes nicht, denn ich konnte wirklich fast alles essen, ohne einen starken Anstieg zu notieren oder überhaupt einen Bolus abzugeben. Die Betonung liegt hier aber tatsächlich auf fast alles, denn es gab ein Lebensmittel, welches ich partout nicht korrekt berechnen / spritzen konnte und das war Brot.

Es spielte keine Rolle, ob ich das hellste Weißbrot oder das dunkelste Körnerbrot gegessen habe, ob es nur eine winzige Scheibe oder der halbe Laib war, meine Werte waren völlig außer Kontrolle. Ich konnte diesem Problem, das mir Kopfschmerz bereitete, aber mit Joghurt zum Frühstück gut ausweichen und war dann ganz stolz, dass die Schwangerschaft und der Diabetes sich so gut vertragen. Ich baute dadurch auch schnell Sicherheit im Umgang mit meinem neuen „Zustand“ auf und war sehr zuversichtlich, dass ich das alles schon ganz gut meistern werde.

Kurze Zeit nach unserem Sommerurlaub kam der Übergang ins zweite Trimester und damit begannen ein paar Schwierigkeiten. Ich hatte plötzlich 2-3 Stunden nach dem Abendessen Spitzen, die sich kaum runterspritzen ließen. Erst dachte ich, dass die bekannte Insulinresistenz des zweiten Trimesters pünktlich zum Wechsel in die 13. Schwangerschaftswoche eintrat, jedoch versicherten mir der Vertretungsarzt meines Diabetologen und meine Frauenärztin, dass das erst ab der 20. Woche der Fall sein sollte. In den ersten Tagen hielt ich meine Mahlzeiten einfach für unpassend. Ich versuchte auch, etwas mehr Insulin zu spritzen, hatte dann aber Unterzucker nach dem Essen. Und später dann wieder Spitzen.

Als mein Diabetologe dann aus dem Urlaub kam, bekam ich ziemlich schnell einen Termin, und tatsächlich war der Verlauf meiner Werte etwas ungewöhnlich. Es machte nämlich keinen Unterschied, ob ich Nudeln, Reis, sehr fettig oder eiweißreich oder nur einen Apfel zu Abend aß, ich war die ersten beiden Stunden nach dem Essen meistens unter 100mg/dl und dann stieg ich rasant an. Eigentlich das, was man bei Pizza und Co. sieht. Aus diesem Grund wollten wir versuchen, wie sich die Werte mit einem verzögerten Bolus verhalten. Ich spritze also ab 17 Uhr immer 50% als Sofort-Bolus und 50% über 3 Stunden verteilt als verzögerten Bolus. Und das war das Erfolgsrezept. Für das Abendessen.

Plötzlich ging es los, dass ich auf der Arbeit, während des Frühstücks, mehrfach unter 30mg/dl fiel. Diese Hypos haben dann dafür gesorgt, dass ich den gesamten Tag über dann hoch war. Ich versuchte den Bolusfaktor anzupassen, jedoch hat das nicht geholfen. Komisch war, dass ich am Wochenende um die gleiche Uhrzeit gefrühstückt habe wie auf Arbeit, und ich aß auch dann meinen Joghurt mit Beeren und Haferflocken, nur dann ohne Hypo. Mein Diabetologe schrieb mich einige Wochen krank, und in dieser Zeit waren meine Werte perfekt. Ohne jegliche Umstellung. Als ich dann nach 5 Wochen wieder angefangen habe zu arbeiten, ging das Spiel von vorne los.

Um das Baby und mich zu schützen, entschied meine Gynäkologin dann, dass es bessere wäre, wenn ich nicht weiterarbeiten würde. Es war etwas unerklärlich, warum meine Werte ausschließlich auf der Arbeit nicht zu bändigen waren, aber da wir darauf keine sichere Antwort bekommen hatten war das einfach die sicherste Option.

Während der Zeit Zuhause war es natürlich deutlich leichter im Zielbereich zu sein. Merkte ich einen Anstieg habe ich Yoga gemacht, bin spazieren gegangen oder habe ein wenig Hausarbeit gemacht. Ich konnte meine Mahlzeiten außerdem schön aufteilen, sodass ich mehrmals täglich kleine Portionen gegessen habe und so die Spitzen auch möglichst flach halten konnte. Ich hatte weniger mit Unterzuckern zu kämpfen und konnte mich voll und ganz auf meine Gesundheit und das Baby konzentrieren. Das war wirklich eine große Erleichterung.

Eine weitere „Kleinigkeit“, die sich im zweiten Trimester eingeschlichen hat, war eine Art Unverträglichkeit gegenüber meinem Insulin. Es fing nämlich plötzlich an zu brennen, wenn ich einen Bolus abgegeben hatte. Nachdem ich das über mehrere Tage bei frischen Kathetern, frischem Insulin usw. festgestellt habe, bat ich die Diabetesberaterin um Rat. Auch die konnte sich das nicht so genau erklären, da die Nadeln meiner Katheter lang genug sind und es sonst keinen Grund dafür gibt, weshalb ich das Insulin plötzlich nicht mehr vertragen sollte. Wir wollten das Insulin aber jetzt während der Schwangerschaft nicht wechseln, weshalb ich das einfach hinnahm.

Abgesehen vom Zweit-Trimester Screening hatte ich einen Termin bei der Pränatalmedizin für ein Organ Screening und ein Herzecho. Dieser Termin hat mir tatsächlich ein wenig Bauchschmerzen bereitet, denn meine Frauenärztin meinte zwar, dass sie mich nur für einen Kontrolltermin in die Fachpraxis überweist, ich hatte jedoch die Befürchtung, dass etwas nicht in Ordnung sei. Bisher gab es keinerlei Auffälligkeiten oder Gründe zur Besorgnis, dennoch fiel es mir schwer, mir keine Sorgen zu machen. Ich hielt mich zurück anderen von diesem Termin zu erzählen und ich suchte auch nicht im Internet danach, ob andere Frauen „grundlos“ ebenfalls zur Feindiagnostik gehen sollten.

Als der Tag der Tage endlich kam und die Ärztin mir nach dem Ultraschall mitteilte, dass man unserem „kleinen zarten Vögelchen“ nicht ansieht, dass es das Kind einer Diabetikerin ist, war ich mehr als erleichtert. Die Achterbahnfahrten während des zweiten Trimesters waren wirklich schwer anzusehen und ich machte mir natürlich Sorgen, da ich nicht wusste, welchen Einfluss meine Werte tatsächlich auf mein ungeborenes Kind haben würden. Natürlich war das Ergebnis des Screenings keine Garantie, jedoch gab es mir eine Menge Kraft und Motivation, die in den Wochen davor immer mehr verschwand.

Liebe Grüße, Valentina

Insta: style.inmysuitcase
www.stylemysuitcase.com

Zum ersten Bericht von Valentina hier klicken.