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Meine Erlebnisse und Erfahrungen mit Diabetes Mellitus – Typ 1

In den 70-er Jahren kamen allmählich Möglichkeiten auf, den Urinzucker selbst zu bestimmen, z.B. mit den gelben Glukotest-Streifen.

Man musste ein Stückchen des Streifens von der Rolle abreißen, es mit Urin in Kontakt bringen und warten, wie stark der benetzte Bereich sich grün verfärbte. Die Verfärbungsstärke war ein Indiz für den Zuckergehalt im Urin und damit indirekt für den Blutzucker, wenn dieser über die Nierenschwelle angestiegen und der Urin noch nicht lange in der Blase war.  
Erst etwa 1970 kam mit dem Reflomat ein zuhause verwendbares Blutzuckermessgerät heraus. Es war ein ca. 1,1 kg schwerer, orangefarbener Kasten, der ans 220 V-Netz angeschlossen werden musste und bei dem durch Verdrehen einer Stellscheibe bis der Zeiger in der Skalenmitte war, der analog dargestellte Zuckerwert ermittelt werden konnte.  

Die Zucker-Messmöglichkeiten haben sich im Lauf der technologischen, therapeutischen und medizinischen Weiterentwicklungen, ebenso wie die Insulin- Arten, vielfältig weiterentwickelt und verbessert. Heute gibt es für alles Teststreifen und es wird nur noch digital gemessen. Messergebnisse hat man nach wenigen, z.B. ≤ 5, Sekunden. 

Meine erste Pumpe erhielt ich 1986 an der Uniklinik Ulm bei Herrn Prof. Dr. med., Dr. h.c. mult. Pfeiffer. Es war eine Betatron II von Lilly. Bei meinem Aufenthalt in der Uniklinik Ulm durfte ich auch einmal für 24 Stunden ans Küpa (= Künstliches Pankreas), das den Blutzucker kontinuierlich aufgezeichnet und das Insulin bedarfsgerecht und entsprechend der Kohlehydratmenge abgegeben hat. Am Küpa konnte ich damals deshalb auch problemlos ein halbes Pfund Süßkirschen essen!  

2005 hatte ich öfters unerklärliche, niedrige Zuckerwerte. Mein Diabetologie, Herr Dr. Bacher in Stuttgart, vermutete eine ungenügende Kohlenhydratverdauung und veranlasste einen Test auf Glutenunverträglichkeit, und siehe, ich hatte Zöliakie! Dies ist eine m.E. viel heimtückischere Krankheit als Diabetes, da man nicht immer erkennen kann, ob die Nahrung oder das Mittel, das man zu sich nimmt, wirklich glutenfrei ist. Je nach Unverträglichkeitsgrad des Patienten können schon kleinste Mengen Gluten ausreichen, dass Unwohlsein oder Durchfall auftritt. Ich musste mich also nun mit glutenfreier Diabeteskost ernähren. 

2014 bekam ich derartig furchtbar Durchfall, magerte wieder einmal stark ab, auf 50 kg bei 1,75 m Körpergröße. Dieser Durchfall konnte einzig und allein nur mittels einer Steroidbehandlung im Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) bei Herrn Prof. Dr. Stange in den Griff bekommen werden. Anschließend wurde bei mir eine Autoimmun-Enteropathie diagnostiziert. Aber mir ging es wieder viel besser! Seit mir mein Hausarzt 3 mg/Tag Budenofalk verordnet hat, was eine „off-label“-Behandlung darstellt, habe ich keine Probleme mit dem Stuhlgang mehr. 

2019 wurde ich - ebenfalls im RBK – wegen fortgeschrittener Blinddarmentzündung und wegen eines Konglomerattumors im Bauchraum operiert. 4 Wochen später wegen Dünndarmhernien im Klinikum Ludwigsburg. Mein Darm ist jetzt ca. 75 cm kürzer. Aber das macht nichts, er ist immer noch lang genug. 

Wieder hatte ich Durchfall. Als Ursache wurde im RBK die wegen der Blinddarm-OP fehlende Pforte zwischen Dünn- und Dickdarm festgestellt. Dadurch gelangte Gallenflüssigkeit in den Dickdarm und bewirkte, dass der Stuhl nicht fest und geformt wurde. Durch Einnahme von Colestyramin bekam man auch dieses Problem in den Griff.  

Danach war ich für 3 Wochen in den Kliniken Dr. Vötisch in Bad Mergentheim in der Reha.  

Im September desselben Jahres bestätigte mit Herr Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Detlef Schuppan von der Uniklinik Mainz, dass ich – so unglaublich und medizinisch unhaltbar das klingt – keine akute Zöliakie habe: „Die wesentlichen Zöliakie-spezifischen Antikörper sind unauffällig, ebenso der Autoimmun-Screen“! Aber es ist wirklich so. Ich ernähre mich – Gott sei Dank! – schon länger wieder glutenhaltig, das Colestyramin brauche ich auch nicht mehr. 

Pumpen und Messgeräte hatte ich nach 1990 bis heute diverse, so dass ich sie hier gar nicht alle aufzählen kann, da ich einige vergessen habe. 

Z.Z. trage ich eine MiniMed 670 G-Pumpe, einen Guardian 3 – rtCGM-Sensor und benutze ein ACCUCHEK Guide-Blutzuckermessgerät, das mit der Pumpe drahtlos kommuniziert. Es handelt sich hier also um eine einfache Closed Loop.  

Als Insulin verwende ich schon länger Humalog, habe aber dieses Jahr auch schon Fiasp ausprobiert. Mit ihm konnte ich keine Vorteile gegenüber Humalog feststellen, weshalb ich wieder zu diesem für mich bewährten Insulin-Analogon zurückgekehrt bin. 

Gerne habe ich meine Erfahrungen einmal niedergeschrieben und vielleicht hilft es ja auch dem einen oder anderen Leser.

Autor: Bernhard Mattes