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Schwangerschaft mit Diabetes Typ 1 - Das dritte Trimester und die Geburt

Heute berichtet uns Valentina vom dritten Trimester und der Geburt.

Valentina hochschwanger

Foto: Valentina

Babyhand hält Finger der Mama

Foto: Valentina

Dem dritten Trimester wird nachgesagt, dass es dem ersten sehr ähnelt. Das konnte ich leider nicht bestätigen, zumindest was die Blutzuckerwerte betrifft. Denn die Insulinresistenz stieg immer weiter und irgendwann war es so weit, dass ich mit dem Insulin nicht mehr hinterherkam. Trotz Bewegung und großzügigem Spritz-Ess-Abstand konnte ich nach den Mahlzeiten nicht mehr in den Zielbereich finden.

In der 30. Schwangerschaftswoche kam mir der Gedanke, ich könnte es doch einmal mit der Louwen-Diät versuchen. Diät ist hierbei eigentlich nicht das richtige Wort, denn man verzichtet auf Weißmehlprodukte und Industriezucker, sodass es sich eher um eine allgemein gesunde Ernährungsweise handelt. Für mich machte es Sinn, auf alle Lebensmittel mit hohem glykämischen Index zu verzichten, da wir als Diabetiker ja für alle Kohlenhydrate spritzen müssen. Und tatsächlich sah ich nach Wochen der Verzweiflung und Angst endlich eine Besserung in meinen Werten.

Für jemanden, der leidenschaftlich isst, ist es natürlich schwer, plötzlich so eingeschränkt zu essen. Und ich muss zugeben, dass ich nur einmal auf dem Weihnachtsmarkt widerstehen konnte. Auch über die Weihnachtsfeiertage und Silvester war es schwer, und ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht konstant standhaft geblieben bin. Aber es hat tatsächlich einen großen Unterschied gemacht. Unter allem, was ich im Internet zu dieser Ernährungsweise gelesen habe, steht, dass es nicht für Diabetiker geeignet sei bzw. nur in Absprache mit der betreuenden Praxis. Selbstverständlich habe ich mit meinem Arzt darüber gesprochen, und wir haben eine Mindestmenge an Kohlenhydraten festgelegt, und dass ich im Falle einer Hypo sofort „normal“ essen würde, um aus der Hypo zu kommen.

In der 38. Schwangerschaftswoche hatte ich plötzlich wieder einige Hypos und das Insulin wirkte wieder besser, sodass ich auch wieder meinen normalen Essgewohnheiten nachging.

Da ich einer Geburtseinleitung umgehen wollte, begann ich in dieser Woche auch mit allen natürlichen geburtseinleitenden Maßnahmen. Ich hatte in dieser Zeit vermehrt Übungswehen, und hin und wieder hatte ich abends auch richtige Wehen. Der Schleimpfropf löste sich ebenfalls um 38+0, und auf mich wirkte alles so, als müsste es bald losgehen.

In der 38. Schwangerschaftswoche hatte ich außerdem einen Kontrolltermin in der Geburtsklinik. Bei diesem Termin stellte die Ärztin fest, dass das Baby etwas zu groß ist, weshalb ich eine Woche später zu Einleitung kommen sollte.

Bei dem Termin in der darauffolgenden Woche untersuchte mich ein anderer Arzt, der das Kind nur minimal größer gemessen und die Einleitung daraufhin als nicht notwendig und zu früh gesehen hat, weshalb ich mich eine Woche später wieder in der Klinik vorstellen sollte.

Auch in der Woche darauf konnten die Ärzte keinen Grund feststellen, weshalb vor dem errechneten Termin eingeleitet werden sollte.

Als der Tag der Tage kam und am errechneten Termin tatsächlich eingeleitet wurde, war ich zunächst entspannt. Während des CTG waren leichte Wehen zu sehen, der Muttermund hatte sich bereits etwas mehr als einen Zentimeter geöffnet und der Gebärmutterhals hatte sich auch schon verkürzt. Ich bekam eine Tablette und sollte mich nach 90 Minuten wieder im Kreißsaal melden. Die Wehen wurden dann auch etwas stärker, jedoch noch in großen Abständen. Also bekam ich nach 1,5 Stunden die gleiche Menge erneut. Auch jetzt wurden die Wehen wieder etwas stärker, jedoch nicht allzu sehr, und die Abstände waren sehr groß. Anschließend bekam ich die doppelte Dosis, was wohl einer „normalen“ Dosis entsprach. Nach 4 Stunden wurden die Wehen stärker, was auch auf dem CTG deutlich zu sehen war. Sobald ich den Kreißsaal verlassen hatte, hörten die Wehen aber auch wieder auf. Aus diesem Grund beschlossen wir, dass ich in die Badewanne gehe. Dort hatte ich weiterhin Wehen, jedoch im erträglichen Maß. Da aber auch nach langer Zeit keine starken Wehen spürbar waren, habe ich eine weitere Portion der Tabletten bekommen. Ich sollte mich um 22 Uhr noch einmal für ein CTG im Kreißsaal melden und sollte sich dann nichts tun, würden wir am nächsten Tag mit weiteren Maßnahmen versuchen.

Um 22 Uhr hatte ich zwar deutlich mehr Wehen, aber weiterhin nichts, was auf eine baldige Geburt hindeutete. Also verabschiedete ich mich von meinem Mann, ging wieder auf Station in mein Zimmer, machte mich fertig für die Nacht und legte mich hin. Als eine mittelstarke Wehe kam, veratmete ich diese und merkte im nächsten Moment, wie unter mir alles nass wurde.

Ab diesem Zeitpunkt begann das, was man sich nicht unbedingt wünscht: die Wehen kamen in 2-3 minütigen Abstand und mit ordentlicher Wucht. Nachdem ich die Stationsschwester gerufen hatte, kümmerte sie sich um mein Bett und ich machte mich auf den Weg in den Kreißsaal. Dort angekommen war ich bereits außer Atem, denn die Station, auf der ich untergebracht war, war nicht gerade ums Eck zum Kreißsaal.

Die Hebamme im Kreißsaal schloss mich direkt an das CTG, was jedoch nicht mehr so einfach war, denn ich musste mich bewegen. Die Wehen haben mich auch leider etwas überrollt, sodass meine ganzen Atemübungen und Tipps aus verschiedenen Kursen nicht mehr in mein Gedächtnis gefunden haben.

Auf dem CTG waren die Wehen so stark und in kurzen Abständen, dass mir Wehenhemmer verabreicht wurden, die jedoch keinerlei Wirkung zeigten.

Nach einer Zeit wurde ich vom CTG in ein Wehenzimmer verlegt, wo ich versuchte, die Wehen zu überstehen. Durch die Medikamente kam mein Körper völlig durcheinander. Ich hatte das Gefühl, pressen zu müssen, obwohl der Muttermund noch nicht vollständig geöffnet war, was sehr schmerzhaft war. Ich hatte eine traumhafte Hebamme, die versuchte, mir zu erklären, wie ich das Pressgefühl in muttermundsöffnende Atmung umwandeln kann. Ich war jedoch in diesem Moment so überfordert, dass dies nicht mehr ging. Sie und die Ärztin machten mir den Vorschlag, Schmerzmittel zu nehmen. Ich nahm an. Die Schmerzmittel waren jedoch so stark, dass ich geistig nicht mehr ganz anwesend war. Dies führte dazu, dass ich die Anweisungen der Hebamme nicht mehr so richtig umsetzen konnte. Mit der Zeit äußerten sie und die Ärztin, dass sie ein wenig um meine Blutzuckerwert fürchteten, da ich ja bereits seit einigen Stunden unter großer Anstrengung war. Ich erinnere mich noch daran, dass der Sensor Alarm geschlagen hat, jedoch war mein Zucker über dem Zielbereich. Ich ließ die Ärztin jedoch ihren Job machen, was sich am Ende auch als richtig erwiesen hat. In der Zwischenzeit hatte sich der Muttermund bereits geöffnet und es war an der Zeit zu pressen.

Im Kreisaal begannen die Presswehen, was soweit gut verlief, jedoch ging mir am Ende die Kraft aus, das Köpfchen rauszuschieben, weshalb die Saugglocke angewendet wurde. Der nächste Schlag war, dass der Körper des Babys mit der nächsten Wehe nicht raus wollte. Dies lag daran, dass meine Tochter mit erhobener Brust das Licht der Welt erblicken wollte und auf diesem Weg eben nicht nur das Becken konnte. An dieser Stelle übernahm der Chefarzt, und mit der nächsten Wehe und mit Hilfe des Arztes wurde unsere Tochter geboren. Mit Sage und Schreibe 4300g.

Sie hatte sich auf all den Ultraschalluntersuchungen so gut versteckt, dass sie die Werte der Ärztin, die sie groß gemessen hat, sogar um einiges übertroffen hat.

Bei allen Blutzuckermessungen waren ihre Werte aber immer in Ordnung bzw. über der Untergrenze, sodass eine Glukosegabe nicht notwendig war. Die Ärzte lobten mich für meine gute Diabeteseinstellung, was ich im ersten Moment nicht ernst nehmen konnte, da sie ja trotzdem sehr schwer war. Ich wurde aber damit besänftigt, dass dies auch einfach genetisch bedingt sein kann.

Ich habe versucht auf nicht allzu viele Details einzugehen, da ich mich selber in der Schwangerschaft auch nur mit positiven Geburtsberichten befasst habe. Ich wusste, dass jede Geburt individuell ist und nichts auszuschließen ist. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich mich während der Einleitung unter Druck gesetzt gefühlt habe, da ich bereits vor der 3. Medikamentengabe gesagt hatte, dass ich lieber noch einmal die kleine Dosis nehmen würde, mir jedoch zur doppelten/ normalen Menge geraten wurde. Natürlich kann man nicht sicher sagen, dass der Geburtsverlauf anders gewesen wäre, ich habe aber schon das Gefühl, dass der Geburt nicht genug Geduld entgegengebracht wurde. Die letzten beiden Hürden der Geburt können auf alle Schwangeren unabhängig vom Diabetes zukommen, sodass ich diese Punkte gar nicht thematisieren möchte. Je weiter die Schwangerschaft ist, desto schwerer wird es, das Ungeborene richtig zu vermessen, auch das war mir klar. Schließlich hatte ich auch von verschiedenen Ärzten verschiedene Ergebnisse, und sogar die höchste Schätzung war deutlich unter dem tatsächlichen Gewicht. Daher will ich hierfür auch niemandem Schuld oder Inkompetenz zusprechen, da auch Frauen ohne Diabetes schwere Kinder vaginal zur Welt bringen. Mich stört lediglich, dass für mein Gefühl zu schnell zu viel verabreicht wurde.

Trotz allen möchte ich auch noch einen weiteren Punkt ansprechen: das Stillen mit Diabetes. Im Internet bin ich ganz oft auf Aussagen gestoßen, dass das Stillen für Frauen mit Diabetes schwer ist. Eine Begründung oder Tipps dazu konnte ich jedoch nicht finden. Ich hatte mich die ganze Schwangerschaft über mit dem Thema beschäftigt, da ich wusste, dass aufgrund meiner Erkrankung und einer eventuellen Einleitung viel auf das Baby zukommen würde, sodass ich in jedem Fall stillen wollte. Ich habe mich endlos belesen und auf YouTube unzählige Tipps angesehen. Ich habe auch an einem Stillvorbereitungskurs einer Hebamme in meiner Nähe teilgenommen, mit dem Ergebnis, dass ich problemlos stillen kann. Ich habe mehr als genug Milch und meine Blutzuckerwert sind super. Ich habe auch keine Hypos, und die Insulinmenge ist ziemlich identisch mit dem, was ich vor der Schwangerschaft benötigt habe. Anders als das, was ich so von anderen gehört habe, brauche ich nicht unbedingt weniger Insulin, sodass ich hoffe, dass die Umstellung von Stillen zu nicht Stillen nicht zu schwer wird, wenn es dann irgendwann soweit ist.

Nach meiner ersten Schwangerschaft habe ich für mich sehr viele Erkenntnisse geschlossen und mir für die nächste Schwangerschaft einiges vorgenommen, was ich anders machen möchte. Aber erstmal genieße ich die Zeit mit meinem Wonneproppen.

Liebe Grüße, Valentina

Insta: style.inmysuitcase
www.stylemysuitcase.com

Der DBW gratuliert Valentina ganz herzlich zur Geburt Ihrer süßen Tochter. Vielen Dank, dass Du uns an Deiner ersten Schwangerschaft mit Deinen spannenden Berichten hast teilhaben lassen.

Wir wünschen Dir und Deiner kleinen Familie viel Gesundheit und Glück und alles Liebe!

Zum ersten Bericht von Valentina hier klicken.

Zum zweiten Bericht von Valentina hier klicken.